Die Erforschung der Möglichkeiten der Zukunft

Ein Blog von Prof. Tim Bruysten, Chief Change Agent

Hello world, again!

Voila. Mein neues Blog.

Fast 20 Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal ein Blog gelauncht habe: Mit Radio Userland auf einem 19″ Server, der mein damaliges Home-Office beheizte und mit einer 1MBit Standleitung mit dem Rest der Welt verbunden war.

Ich war begeistert und beschleunigt von den Visionen des Bloggens, der deliberativen Medien. Partizipation. Diskurs. Weltweiter Austausch von Ideen und Wissen, Inspirationen aus allen Erdteilen, Verständigung zwischen den Völkern.

Wir diskutierten Brechts Radiotheorie, den Baukasten von Enzensberger. Einige behaupteten, das Requiem von Baudrillard gelesen zu haben, aber jeder zitierte das Global Village von Marshall McLuhan und – natürlich – das Cluetrain Manifesto.

Wir begründeten Web-Montage, WaveWednesdays (Wave? anybody?), testeten FOAF, später WordPress und Plone.

Unaufhaltsam kamen sie, die Social Medias von MySpace über YouTube, Facebook, StudiVZ, Twitter… Und das Bloggen veränderte sich. Zu den intellektuellen Höhenflügen gesellten sich andere menschliche Bedürfnisse. Die Zwecke der persönlichen Medien wurden vielfältiger, kommerzieller und oft trivialer.

Social Media wurde von der Gesellschaft vereinnahmt. Spiegelte nicht nur alle ihre Bedürfnisse, vielmehr brachte es eigene Akteure hervor die dann zu Influenzern wurden. Es etablierten sich neue Rituale und Regeln der Kommunikation.

Das neue Blog also aus Gründen der Nostalgie? Mitnichten!

Ja, Blogs stehen für (teilweise vergessene) Blütenträume: Für ein kraftvolles, starkes Potential des Kongenialen, des Co-Creativen, der Kollaboration. Für Spielarten der Kommunikation. Sie sind schnell und persönlich. Sie sind offen für Alle und owned-media.

Doch gerade das ist nicht nostalgisch: Blogs bieten Gestaltungsspielraum und sind stets der potentieller Anfang von etwas Neuem.

Jeder Blogpost ist – immer noch – der Anfang eines möglichen Gesprächs. Vielleicht wird es geführt, vielleicht nicht. Vielleicht später einmal. Blogs sind Symbole der Anschlussfähigkeit. Vielleicht unprätentiöser als Instagram. Vermutlich diskursstärker als TickTock. In jedem Fall gemeinsam mit all diesen eine hochvernetzte Spielwiese für Kunst, Gedanken, Beschleunigung, Tiefe, Spaß, Leichtigkeit und Oberflächlichkeit.

Hello World – Hello again. Nach einigen Jahren der Bloglosigkeit ist die Zeit reif. Die Welt benötigt mehr echten Diskurs und weniger Meinungen – IMHO 😉 Die zu besprechenden Themen haben sich vervielfacht und werden weiter exponentiell zunehmen.

Doch wenn ein Diskurs seinem Namen gerecht werden soll, als Treiber, als Beschleuniger, braucht er einen sicheren Stand. Er braucht den Platz für etwas sperriges. Insbesondere braucht er Klarheit darüber, wofür er wirklich steht.

Für diesen Anspruch erscheint mir Facebook nicht (mehr) der Ort zu sein. Und wie Twitter, Instagram, TickTock und Discord bringt es zu viel eigenen Duktus mit. Zu viel unconscious Bias. Zu viel Filterbubble. Für viele Dinge sind dies wunderbare Tools, doch ihre Taktung ist zu schnell um beschleunigend wirken zu können.

Einen zentralen Aspekt eines Diskurses erfüllen sie damit nicht: Die Möglichkeit einen umständlichen Gedanken zu entwickeln und ihn auf natürliche Art und Weise über die Zeit in Verantwortung für den gemeinsamen Lernerfolg wachsen zu lassen. Mit dem Ziel, einen wahren Impakt zu generieren.

Darum, voila. Hier ist mein neues Blog… Alles erst der Anfang.

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