Innovationen sollen etwas verändern. Wer keine Veränderung möchte, sollte die Finger davon lassen. Unternehmen versuchen oft einen unheiligen Mittelweg zu finden: Wir wollen Innovation, aber nur “genau hier”. Alles andere möge man bitte nicht verändern.
Das ist dann Innovation, ohne Innovation.
Eine Innovation sollte so viel Impakt haben, dass die Branche aufschaut. Ansonsten liegt der Verdacht nahe, dass nur der Status Quo aufrecht erhalten wurde, dass die relative Position im Markt unverändert bleibt.
Am Anfang war die Neugierde
Innovation darf voller Neugierde beginnen. Mit der Erkundung des Denkbaren. Das Risiko eingehen, inspiriert zu werden. Varianten zu finden. Naive Thesen wagen. Wie im regelfreien Spiel – wie Kinder im Sandkasten. “Du wärst wohl Superman und ich wär’ Wonderwoman”.
Unternehmen hilft ein externer Change Agent: Die Auseinandersetzung mit Kunst, Science Fiction, neuen Technologien, fremden Branchen und verrückten Ideen. Unterhalten mit Menschen, die nicht zur Zielgruppe gehören. Ohne Zensur. Natürlich passend zum Thema, aber erstmal frei von Compliance-Themen, Budgetfragen und Risiko-Analysen.
Eine spätere, konstruktive Risiko-Analyse kann nur gut sein, wenn sie starken Input bekommt. Doch wie soll man die Grenzen des Machbaren, das Beste des Realisierbaren finden, wenn man sich nicht die Zeit nimmt, auch verrückte Ideen zu denken?
Aus der Beratungspraxis kennen wir dies nur zu gut. Doch wer in dieser ersten Phase der Innovation auf dem Boden der Tatsachen bleibt, wird nicht über den eigenen Horizont blicken können.
Es ist mehr als eine urban Legend, dass Kodak eigentlich eine der ersten Digital-Kameras hätte auf den Markt bringen können… Hier regierte Angst vor Innovation. Die Angst, sich selbst zu kanibalisieren machte Kodak zu einem gefundenen Fressen für andere.
Unfreeze
Diese erste Phase der Innovation startet den Unfreeze (siehe Kurt Lewin, John Kotter, Shikha Gupta): Der Unfreeze wird der Organisation den Spielraum geben, in dem die Innovation später ihren Platz findet. Unfreeze braucht Mut. Erst muss die Organisation den Raum schaffen, in dem dann die Innovation entstehen kann.
Raum zu schaffen bedeutet, Menschen zu vernetzen und ihnen Zeit zu geben. Zufällige Begegnungen zu fördern. Spontaneität zu erlauben.
Bei einem Kunden haben wir eingeführt, dass das Essen in der Kantine spendiert wird, wenn man mit jemandem Mittag ißt, den man nicht kennt. So vernetzt man Menschen, Teams und Abteilungen. So riskiert man, die Wahrscheinlich des glücklichen Zufalls zu erhöhen.
Raum zu schaffen bedeutet auch, Dinge in Frage zu stellen – mit einem morphologischen Kasten zu spielen. Brauchen wir das lieb gewonnene Produkt von 1996 eigentlich noch? Wie machen wir uns überflüssig? Was würde uns denn überflüssig machen? Was ist denn abstrakte Konkurrenz?
Besser wir stellen uns diese Fragen, bevor Kunden und Wettbewerber dies tun.
150%
Das reicht uns aber lange noch nicht. Denn eine Innovation braucht drei Dimensionen:
- Neu
Eine Innovation bringt mindestens einen neuen Aspekt ins Spiel - Exzellent
Eine Innovation ist besser, als eine vorhandene Lösung
Wir sagen: mindestens 150% besser - Verwurzelt
Eine Innovation muss anschlussfähig sein: Sie muss zu uns passen.
siehe das 0. Gesetz der Innovation.
Fünf Regeln für PLAY
PLAY soll den best-möglichen Anfang machen. Dafür braucht es die passenden Zutaten und Spielregeln. Andere Spielregeln als in späteren Innovationsphasen.
- Auf den Spielfeld der Innovation stehen benannte Spieler und ein Schiedsrichter (Moderator oder Change Agent)
- Anfang und Ende sind definiert (ca. 1/6 der Zeit und des Budgets)
- Naivität und Neugierde sind sehr gut – Zensur und Bewertung sind es nicht
- Nicht direkt Probleme zu lösen versuchen – erst das Denkbare ausreizen
- PLAY ist ein mächtiger Hebel der festen Halt braucht: Das 0. Gesetz beachten
Inspiration kommt nicht von unten, sie darf keinen Hemmschuh anhaben. Inspiration sollte beflügeln. Wenn wir in späteren Phasen des Innovationsprozesses lernen, dass wir nur einen Teil realisieren können, dann sollte dieser Teil der best-mögliche Teil sein.
Darum ist das 1. Gesetz der Innovation: Play. Wer wirklich etwas bewegen möchte, muss sich erstmal locker machen.